Der polnisch-britische Soziologe
Zygmunt Baumann schreibt im Vorwort
zur „Dialektik der Ordnung.
Die Moderne und der Holocaust“:
„Nachdem Janina ihre Erinnerungen
an die Zeit im Ghetto und im Untergrund niedergeschrieben hatte, dankte sie
mir, ihrem Ehemann, für das Verständnis während ihrer langen Abwesenheit in
den zwei Jahren, in denen sie an ihrem Buch schrieb und die sie in eine Welt
zurückführten, die `nicht die seine´ war.
Mir war es gelungen, dem
Schrecken und der Unmenschlichkeit zu entkommen, als sie in die fernsten Winkel
Europas vordrangen. Und wie viele meiner Zeitgenossen unternahm ich später
niemals einen Versuch, das Geschehene zu ergründen, sondern überließ es den
Alpträumen und den niemals heilenden Wunden jener, die ihre Angehörigen verloren
hatten oder ihrer Persönlichkeit beraubt worden waren. (...) Meine Vorstellungen
vom Holocaust war ein gerahmtes Bild an der Wand, das von seiner Umgebung
sauber getrennt ist und mit dem Rest des Mobiliars nichts zu tun hat“ (ebd.,
S.7).
Diese Erfahrung mit seiner
Frau und durch sie mit sich selbst und mit der eigenen Verleugnung des Holocaust
führte ihn mehr und mehr zu der folgenden Einsicht:
„Der Holocaust war kein Bild an der Wand, sondern
ein Fenster, durch das Dinge sichtbar werden, die normalerweise unentdeckt
bleiben“
(ebd., S.8).
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