Erstmals systematisch untersucht:
antisemitisch verfolgte Christen in einer evangelischen
Landeskirche.
In welchem Ausmaß wurden Christen in die antisemitische Verfolgung
der Nationalsozialisten einbezogen? Wie verhielten sich die
hannoversche Kirchenleitung und einzelne Pastoren zu der bedrängten
Situation ihrer »nichtarischen« Kirchenmitglieder?
Auf der Basis einer Vielzahl rekonstruierter Einzelschicksale
betrachtet Uta Schäfer-Richter zunächst den historischen, nach
Generationen unterschiedenen Erfahrungshintergrund der Christen
jüdischer Herkunft. Anschließend beleuchtet sie das außerordentlich
breite Spektrum der Verfolgungserfahrung dieser Christen, das von
der relativen Verschonung bis zu Vertreibung und Mord reicht.
Die Autorin legt die spannungsreiche
Zwitterstellung der Christen jüdischer Herkunft dar, die sich
aufgrund ihrer verwandtschaftlichen Verflechtung mit der »arischen«
sowie der »nichtarischen« Bevölkerung zwischen der verfemten
jüdischen Minderheit und der verherrlichten deutschen
»Volksgemeinschaft« befanden.
»Im Ganzen zeigt die Erkenntnis eher
den Anpassungswillen als das Aufstehen der Kirche für ihre
Glaubensgemeinschaft hervorgetreten. Diese Gespaltenheit werden
Forschung und Kirche weiterhin diskutieren.« (Hans-Christian Roestel,
Cellesche Zeitung, 16.5.2009)
Die Autorin:
Uta Schäfer-Richter, geb. 1956, Studium der Geschichte und der
evangelischen Religion, freie Historikerin, Veröffentlichungen u. a.
zu Themen der Industrialisierung und des gesellschaftlichen Wandels
in der Region sowie zur nationalsozialistischen Judenverfolgung.
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