1)
Öffentlichkeitsarbeit
Mit einer
Veranstaltung
(„Sag bloß nicht, daß Du jüdisch bist“ – Schweigegebot und Verschweigen jüdischer
Identität in der deutschen Nachkriegsgesellschaft) anläßlich der Erinnerung
der Befreiung Deutschlands vom Hitler-Faschismus am 8. Mai 1945 stellte sich
der im Februar 07 gegründete Verein der Kölner Öffentlichkeit vor.
Die Vortrags- und
Diskussionsveranstaltung am 8. Mai fand im EL-DE-Haus /NS-Dokumentationszentrum
statt und war erstaunlich gut und v.a. von Betroffenen besucht.
Von dieser Veranstaltung
und der Vereinsarbeit berichteten zwei überregionale Radio-Sendungen.
Hier in Köln war es
möglich, im Domradio, im „Studio-ECK“, im Kölner Bürgerfunk (Radio Köln, Sendebeitrag
des Vereins „Phoenix“ e.V.) und in den „Resonanzen“ des WDR 3 Interviews zu
geben, um die benannte Veranstaltung zu bewerben, v.a. aber, um den Verein
und seine Ziele vorzustellen.
Im Vorfeld des DEKT,
an welchem der Verein mit einem Stand und mit einem Werkstattgespräch in
der Kreuzkapelle Riehl vertreten war, wurde durch eine recht aufwendige Öffentlichkeitsarbeit
auf den Verein hingewiesen.
So haben wir eigens
einen Flyer drucken lassen, der das Werkstattgespräch ausführlich annoncierte,
und diesen an etliche Institutionen und Einzelpersonen verschickt.
Die Internet-Präsenz wurde ausgebaut,
vgl. unsere Website:
www.der-halbe-stern.de , zahlreiche Verlinkungen erreicht (u.a. zu „Amcha“
in Berlin; „hagalil“; „child survivors“).
2)
Mitgliederwerbung
/ Spenden
Obgleich sich v.a.
der geschäftsführende Vorstand sehr um eine intensive Mitgliederwerbung bemüht
hat, ist der Verein nur um einige, v.a. fördernde Mitglieder gewachsen. Offensichtlich
ist es überhaupt schwerer geworden, Vereinsmitglieder zu gewinnen – das wird
auch aus anderer Vereinsarbeit berichtet.
Es konnten insgesamt
aber 10 neue Mitglieder geworben werden.
Eine größere Spende
von 2000 EUR ging ein; v.a. aber hat uns gefreut, daß anlässlich des 27. Januars,
des Gedenktages der Befreiung des Lagers Auschwitz, zwei Kirchengemeinden
(eine KG in Heidelberg, eine in Ennepetal), eine ihrer Kollekte unserem Verein
gespendet haben.
3)
Veranstaltungen
Außer der o.g.
Veranstaltung
im EL-DE-Haus am 8. Mai fand eine ähnliche (Thema) in der Begegnungsstätte
„Alte Synagoge“ in Wuppertal am 21.5.07 statt.
Sehr intensiv und
aufwendig war die Vorbereitung auf den DEKT.
Eine Gruppe aus Vereinsmitgliedern
und anderen Interessierten hat in einem mehrwöchigen Prozeß der Diskussion
unsere Präsenz auf dem DEKT, der ja 2007 in Köln stattfand, vorbereitet: mit
Stand auf dem sog. „Markt der Möglichkeiten“ und
Werkstatt-Gespräch, welches
auch aufgezeichnet wurde.
Aus den
Gesprächen
am Stand und den Diskussionen mit Publikum ergaben sich einige nachhaltige
Kontakte.
Am 10. Nov. eröffneten
wir mit einer Feier das
Erzählcafé „Pudewotnaja Swesda“ / „Unter einem Stern
gehen“, ein Treffpunkt für russischsprachige Zugewanderte jüdischer und teiljüdischer
Herkunft. Diese Eröffnung war sehr gelungen und wurde auch in der Radio-Öffentlichkeit
beachtet.
Am 6. Mai. 2008, dem
Jahrestag der Befreiung des KZ Theresienstadt, fand in der Universität Freiburg
eine Vortragsveranstaltung des Vereins statt; Gastgeber war die dortige Gesellschaft
für christlich-jüdische Zusammenarbeit. Die Veranstaltung
war schlecht besucht, gleichwohl konnte ein nachhaltiger Kontakt zu einem
Pfarrer. i. R., selbst Sohn eines Theresienstadt-Überlebenden, geknüpft werden.
Insgesamt stellt sich
aber auch kritisch die Frage, von welcher Nachhaltigkeit solche Vortragsvisiten
oder Sondierungsbesuche (wie meine Reise nach Stuttgart und Heidelberg im
Sommer 07, um Gespräche zu führen, den Verein vorzustellen) sind bzw. wie
man die Nachwirkungen intensivieren könnte.
4)
Projekte,
Einrichtungen
Wie gerade erwähnt,
wurde mit dem November 07 das
Erzählcafé des Vereins eingerichtet, das seitdem
regelmäßig jeden 2. und 4. Do Nachmittag in Köln-Chorweiler stattfindet. Zielgruppe
sind ältere Personen russischer Sprache und jüdischer Herkunft mit dem Lebensmittelpunkt
im Kölner Norden.
Das Café findet in
einem Zeitrahmen von jeweils 2 - 2
1/2 Std. statt und ist eine Kooperation zwischen
dem Integrations- und Kulturverein „Phoenix“ e.V. Köln und unserem Verein.
Die Besucherzahl pendelt
zwischen 12-15 Personen, inzwischen gibt es einen „harten Kern“ von Stammbesuchenden.
Da der Verein inzwischen auch
PraktikantInnen ausbildet (Studierende der
Psychologie mit russischsprachlicher Kompetenz; z.Zt. läuft das zweite Praktikum),
ist es möglich, einzelne Gäste des Cafés intensiver zu begleiten und zu betreuen,
sei es in Form von Hausbesuchen, sei es als unterstützende Beratung gegenüber
Ämtern. Diese Einzelbetreuung erweist sich als eine gute und sinnvolle Ergänzung
des Cafés, da so Beziehungen vertieft, Vertrauen geschaffen und auch die Außenwirkung
des Vereins, verlässliche und vertrauenswürdige Arbeit zu leisten, positiv
verstärkt wird.
Erfreulich ist der
Zugewinn eines freischaffenden Kameramanns, Herr
Jürgen Boley, der auf biographisches
Arbeiten (Erinnerungsarbeit im familiären Kontext) spezialisiert ist und
dem Verein in dieser Kompetenz zuarbeitet. So hat er die
Feier am 9. Mai 2008 –
Tag der Befreiung vom Hitler-Faschismus, der Tag fiel in diesem Jahr mit dem
60. Geburtstag Israels zusammen – filmisch festgehalten (vgl. einzelne
Photos
auf unserer website) und wird auch zukünftig an der Erstellung filmischer
Einzelportäts wesentlich mitwirken: Z. Zt. haben wir 2 Interessierte aus
den regelmäßigen Gästen des Erzählcafés, eine 91jährige alte Dame aus Rußland
und ihre Tochter, die auch anhand ihrer zahlreichen Photos ihr Leben erzählen
möchten.
Zu den Angeboten im
Rahmen des Cafés gehört in Kooperation mit Michael Teupen, Geschäftsführer
des Bundesverbandes Info & Beratung für NS-Verfolgte, eine je persönliche
Beratung in Fragen der Entschädigung, der zu klärenden Entschädigungsansprüche.
Wir möchten diese
Beratungen gerne kontinuieren und danken Herrn Teupen herzlich für seine
geleistete Arbeit.
Zeitaufwendig (Moskaureise
zur Sondierung und Planung, Antragsarbeit mit etlichen Überarbeitungsauflagen)
war die Anbahnung eines Projektes der Kooperation mit einer Organisation in
Moskau, „Sostradanje“, welche sich seit vielen Jahren um pflegebedürftige,
traumatisierte Shoa- und GULAG-Opfer in Moskau und Umgebung kümmert. Ziel
der Anbahnung war die thematische, personale und organisatorische Vorbereitung
eines längerfristigen Projektes mit der genannten Hilfsinstitution, die zu
„Memorial“, einer weitverzweigten NGO, gehört.
Wie die Anbahnung
ist auch das längerfristige Projekt gefördert von der Berliner Stiftung „Erinnerung,
Verantwortung und Zukunft“, die seit Jahren der Verbesserung der Altenarbeit
in Osteuropa und Israel zuarbeitet.
Die Anbahnung konnte
noch im Kalenderjahr 07 erfolgreich abgeschlossen werden und ist nun in die
18 monatige
Bewilligung des größeren Projektes übergegangen.
Das Projekt verfolgt
v.a. zwei Ziele:
Es dient dem Wissenstransfer
zumal psychosozialer Techniken in der Begleitung von dementiell veränderter
alter Menschen und ihrer Angehörigen, besonders unter dem Gesichtspunkt, es
mit traumatisierten Personen und Familien zu tun zu haben.
Zweitens stehen Gefährdungen
des Burn-Out und der sekundären Traumatisierung der Pflege- und anderen Fachkräfte
im Mittelpunkt, anders gesagt, es geht um die Vermittlung von theoretischen
und praktischen Strategien des Anti-Burn-Out / es geht um „care for caregivers“.
Im Juli 2008 fand
die erste FB-Woche hier in Köln statt. Zum Moskauer Team gehören Mitarbeitende
von „Sostradanje“ (Krankenschwester, Leitung, Sozialarbeiterin), aber auch
eine Lehrerin, die schon etliche Jahre mit Schülern und Schülerinnen Überlebende
betreut, Erinnerungsarbeit macht, eine Archivarin, tätig bei „Memorial“, zudem
zwei Psychiater einer Moskauer Klinik (Geriatrie) und zwei weitere Ärztinnen.
Auf der deutschen Seite hat die Vorsitzende des Vorstands die Projektleitung
inne; zum Team gehören weiterhin ein russischsprachiger Diplompsychologe und
Gruppentherapeut, Boris Palatnik, der an der Uni Köln im Fach Psychologie
promoviert, ein Traumatherapeut (Gert Levy), eine Logopädin (Barbara Eiden)
und die Leiterin des Dienstes „Zick für Dich“ (Begleitung demenziell veränderter
Personen, Unterstützung pflegender Angehöriger).
Die Zwischenzeiten
zwischen den FB-Blöcken werden durch supervidierende Besuche in Moskau und
durch regen E-mail-Austausch und telephonische Beratung überbrückt (dafür
verantwortlich Boris Palatnik).
Im Nov. 08 werden
vier Mitglieder der deutschen Teamseite eine knapp einwöchige FB-Woche in
zwei Moskauer Kliniken mit dem russischen Team durchführen.
Im Zuge dieses Gegenbesuches
wird auch der Aufbau einer eigenen Internet-Seite, welche die Nachhaltigkeit
des Projektes verbürgen soll, diskutiert werden.
Es soll ein zweisprachiger
Info- und Beratungsdienst für Betroffene und ihre Angehörigen aufgebaut werden,
der weitgehend online funktioniert.
Schon seit Beginn
diesen Jahres und nun verstärkt nehmen die Vorbereitungen einer bundesweiten
Tagung in Berlin im kommenden März uns in Anspruch; z. Zt. läuft die Öffentlichkeitsarbeit
und Bewerbung der Tagung auf Hochtouren.
„Sag bloß nicht, daß Du jüdisch bist“ – die Flyer
liegen zur Mitnahme und Verteilung aus.
Köln, den 28.10.08
vorgelegt von Brigitte Gensch am 01.11.08 auf der Mitgliederversammlung des
Vereins
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