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"Vergessen ist der falsche Weg"

Zeitzeugin Blanka Pudler im Gespräch mit Jugendlichen des
Heinrich-Mann-Gymnasiums

Von DANIEL UEBBER

Kölnische Rundschau vom 7. Mai 2009

VOLKHOVEN-WEILER.  Blanka Pudler blickt auf eine bewegte und über Jahre hinweg schreckliche Vergangenheit zurück: Denn die heute in Bu­dapest lebende Zeitzeugin wurde als Jugendliche in das Konzentrationslager nach Au­schwitz deportiert.

Über ihre Erfahrungen als junge Jüdin in Deutschland berichtete sie jetzt den Schüle­rinnen und Schülern des Heinrich-Mann-Gymnasiums, die den Erzählungen der Holo­caust-Überlebenden gebannt zuhörten und anschließend viele Fragen stellten.

Besonders die Art und Wei­se, wie Blanka Pudler ihre Ge­schichte erzählte, zog die vie­len Schüler in den Bann: Wohl auch, weil sie die schreckli­chen Details aus ihrem Leben nicht zensiert: „Das war uns damals besonders wichtig in Auschwitz: Überleben, um den Menschen zu erzählen, was hier passiert ist. Und das ist mir auch heute noch wichtig: Die Jugendlichen dürfen nicht vergessen, was damals ge­schah", so Blanka Pudler, de­ren Lebensgeschichte mittlerweile sogar verfilmt wurde: „Kanarienvogel" lautet der Ti­tel der Dokumentation von Re­gisseurin Elke Mark, die das Leben der 80-Jährigen zu schildern versucht. „Der Titel hat etwas mit meiner Zwangs­arbeit in einer Leipziger Mu­nitionsfabrik zu tun. Dort mussten wir ohne Schutzbe­kleidung mit gefährlichen Säuren arbeiten. Darauf hin wurden unsere Haare, unsere Haut, Fingernägel und Augäp­fel gelb. Deswegen nannten uns die Leute „Kanarienvögel". Beklemmend ist auch die Passage, in der Blanka Pudler über ihre Begegnung mit KZ-Arzt Dr. Josef Mengele berich­tet, der sie von ihrer Mutter trennte: „Das letzte Mal, als ich sie lebend gesehen habe" - an dieser Stelle ist es ganz still im Pädagogischen Zentrum des Heinrich-Mann-Gymnasiums. Brigitte Gensch vom Verein „Der halbe Stern", der sich um durch NS-Verfolgung traumatisierte Menschen küm­mert, verriet: „Ich habe schon viele Zeitzeugengespräche ge­führt: Aber heute sind mir nach langer Zeit mal wieder die Tränen gekommen."

Mit Tränen zu kämpfen hat­te auch eine Schülerin bei der anschließenden Fragerunde: „Ich bin selbst Jüdin und fühle mich hier manchmal nicht zu Hause. Meine Großmutter starb im Konzentrationslager. Welchen Tipp können sie ju­gendlichen Juden in Deutsch­land geben?", fragte sie. Eine allgemeine Antwort konnte Blanka Pudler leider nicht ge­ben - dafür aber eine herzliche Umarmung. Eine weitere Fra­ge: „Wie konnten sie ihre Erleb­nisse in Auschwitz mit ihrem Glauben vereinbaren?" Ant­wort: „Eine schwierige Frage. Ich habe meinen Glauben lan­ge Zeit in Auschwitz gelassen. Gott war dort einfach nicht präsent." Heute wünsche sich Blanka Pudler, ihren Glauben wieder finden zu können: „Ich habe nie generalisiert. Nie den Glauben an die Menschlich­keit verloren, dehn zum Bei­spiel, haben uns Menschen Kartoffeln oder Obst über die Mauern des KZ's geworfen. Doch der Glaube an Gott war lange verloren. Heute gehe ich manchmal wieder zur Synago­ge. Aber ich merke, die Gebete kommen noch nicht von Her­zen."

Ein anderer Schüler stellte die Frage, wie Blanka Pudler zur Diskussion um die Rehabi­litation des Bischofs William Richardson, der in einer TV-Show den Holocaust leugnete, stehe: „Schrecklich. Die Ge­schehnisse von damals ein­fach zu leugnen oder sie ein­fach nur zu vergessen ist der falsche Weg. Das ist wichtig, damit sich die Geschichte nicht wiederholt."

Foto Im Plenum: Brigitte Gensch, Zeitzeugin Blanka Pudler, Schulleiter Michael Mohr, Elke Mark ( © D.Uebber )

 

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Kontakt:  Brigitte Gensch

 

 

frame: www.der-halbe-stern.de

 


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