„Über meine Vergangenheit habe ich ganz, ganz lange Zeit gar nicht
sprechen können. Ich habe versucht, mit allen Kräften meine Erinnerungen zu
verdrängen, mit der Hoffnung so vergessen zu können. Aber es ist mir nicht
gelungen. (…) Es hat jahrelang gedauert, bis ich mich mit der Ermordung
meiner Eltern und dem Zerfall unseres Zuhauses abfinden und mir ein neues
Heim erschaffen konnte“.
Blanka Pudler
Blanka Pudler hat ihren fünfzehnten Geburtstag in Auschwitz-Birkenau verbracht.
Sie überlebte acht Monate Zwangsarbeit im Sprengstoffwerk Hirschhagen in Hessisch-
Lichtenau, dem Ort, an dem sie als junges Mädchen „Kanarienvogel“ genannt
wurde, weil sich durch die giftigen Chemikalien, denen die Zwangs-arbeiterinnen
bei der Sprengstoffproduktion ohne Schutz ausgesetzt waren, Haare, Nägel und
Haut gelb verfärbten. Bis heute lebt sie in Budapest. Im Film erzählt
Blanka von ihren grausamen Erinnerungen.
Elke Mark begleitete Blanka
über drei Jahre in ihrem Zuhause und auf Reisen und zeichnete ihre Berichte
auf. Der Film konzentriert sich auf die Interviewsituationen
in der privaten Umgebung der Zeitzeugin, nähert sich ihr durch lange Einstellungen
und behutsames Fragen. Es entsteht ein Porträt, das neben den Schilderungen
aus Konzentrationslager und Zwangsarbeit vor allem die Auswirkungen dieser
Erfahrungen auf das weitere Leben thematisiert – Verlust von Kindheit,
Zuhause und Glauben; die Ermordung der Eltern; die Unmöglichkeit des Vergessens;
die Weitergabe dieser Erinnerungen an die eigenen Kinder.
Der Verein „Der halbe Stern“
e.V. und der Bundesverband Information und Beratung für NS-Verfolgte
e.V. zeigen den Film „Kanarienvogel“ im geräumigen Ambiente der Residenz
am Dom, wobei wir uns gerade von der Kombination der filmischen Präsentation
und der erzählenden Präsenz der Zeitzeugin, ihrer Bereitschaft, im Anschluss
an den Film auf Fragen einzugehen, ihrer großen Erfahrung in Diskussionen eine
sehr eigene und nachhaltige Wirkung auf unser Publikum versprechen.
"Kanarienvogel" - Buch und Film:von Elke Mark (2008) Länge: 86 Min.
Produktion: Kunsthochschule für Medien Köln
|